Rating
Rating-Agenturen erstellen und vermarkten Aussagen über ihre persönliche Einschätzung der Krisen- und Ausfallwahrscheinlichkeit finanzieller Engagements. Dazu teilen sie bedeutende Emittenten (insbesondere Staaten und Unternehmen) in Kategorien ein, das sogenannte Rating.
Die höheren und höchsten Rating-Einstufungen werden im englischen Sprachraum als Investment Grade bezeichnet, um deutlich zum machen, das Investitionen in die betreffenden Anlagen mit überdurchschnittlich hoher Wahrscheinlichkeit als (relativ) sicher angesehen werden können, da die betreffenden Emittenten (etwa Unternehmen, Staaten, Gebietkörperschaften) als leistungsfähig und zuverlässig gelten.
Investitionen in Anlagen mit eher unterdurchschnittlicher Wahrscheinlichkeit dafür, daß keine Komplikationen auftreten, werden im englischen Sprachraum hingegen als Non-Investment Grade oder auch als Speculative Grade bezeichnet.
Rating-Einstufungen berücksichtigen beispielsweise die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, die bisherige Zuverlässigkeit bei der Begleichung von Verbindlichkeiten (Zins- und Tilgungszahlungen) und den Schuldenstand; insofern ähnelt das Verfahren dem Angebot von Wirtschafts-Auskunfteien wie der deutschen SCHUFA.
Durch das Rating soll Anlegern und Gläubigern die Möglichkeit gegeben werden, einschätzen zu können (Prognose), wo hoch das Risiko bei einer möglichen Geschäftsbeziehung (z.B. Geldanlage, Kreditgewährung) nach Einschätzung des jeweiligen Dienste-Anbieters vermutlich sein dürfte.
Beispiel :
Vor allem aufgrund höherer wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit werden die Staaten Westeuropas und Nordamerikas tendentiell besser eingestuft als Staaten Osteuropas, Südamerikas oder Afrikas. Bei Staaten mit schlechterer Rating-Einstufung ist die finanzielle Lage des Schuldners weniger vertrauenerweckend. Es besteht ein höheres Risiko, daß der Schuldner seinen Verpflichtungen nicht nachkommen kann.
Plaziert etwa ein Staat auf dem Kapitalmarkt Anleihen (Emission von Staatsanleihen), nimmt er beim Anleger Geld (de facto einen Kredit) auf - er macht Schulden. Eine schlechte Rating-Einstufung macht für den potentiellen Geldgeber das erhöhte Risiko deutlich, daß die Zahlungen für Zins und Tilgung ausbleiben könnten. Es droht sogar ein Totalverlust, denn auch Staaten sind schon pleite gegangen (umgangssprachlich: "Staatsbankrott"), wenn ihnen die Schulden so über den Kopf gewachsen sind, daß sie zahlungsunfähig wurden. Außerdem könnte bei einer Änderung politischer oder wirtschaftlicher Rahmenbedingungen (v.a. Wechsel von System und Machthabern) ein Totalverlust eintreten. So trat etwa die Sowjetunion nicht für die Verbindlichkeiten des zaristischen Rußlands ein.
Da mit höherem Risiko die Attraktivität einer Anlage sinkt, werden Emittenten tendenziell höhere Zinsen versprechen, um Geldgeber zu finden. Es funktioniert also wie auch bei der Bank: Je geringer und schlechter die Sicherheiten vom Geldgeber eingeschätzt werden (= höheres Risiko), desto höhere Renditen (etwa Kreditzinsen) werden vom Geldgeber erwartet, um die Annahme eines höheren Risikos auszugleichen und/oder zu tolerieren.